(Ein leeres Blatt Papier. Vielversprechend erscheinen
darauf Buchstaben, die sich zu folgenden Worten zusammensetzen): Eine Arbeit.
(Das "Eine" wird durchgestrichen, "In" darübergeschrieben.
Kurze Stille.)
C.: (spricht in gewöhnlichem Tonfall) "Gegenstand und Ausgangspunkt der
Bühnenperformance ARBEIT AN MARX ist der bei Hegel entwickelte und durch
Marx ins gesellschaftliche Verhältnis weitergedachte Begriff der "Arbeit".
Zweierlei interessiert uns dabei: (räuspert sich)
a) der Begriff der Arbeit als dialektische Bewegung
b) die im Begriff der Arbeit ausgedrückte gesellschaftspolitische Position
(Kunstpause)
ad a )
Arbeit scheint das unmittelbare Verhältnis des Individuums zu den Gegenständen
zu bezeichnen. Wer arbeitet, lernt die "gegenständliche Seite
oder das Bestehen" der Gegenstände kennen. Die Arbeit formt
den Gegenstand; sie formt ihn um. Sie zerstört die integrale Gestalt
des Gegenstandes und schafft ihn neu. Dieses Tun tritt nun in das "Element
des Bleibens". Wer arbeitet, schaut sich in dem Gegenstand, dem er seine
Form aufgeprägt hat, selbst an. Eben diese bei Hegel und Marx herausgearbeitete
Dialektik von Arbeit ermöglicht es uns, die eigene künstlerische
Tätigkeit eben in dieses Verhältnis gesetzt
zu begreifen.
So betrachtet ist unsere Arbeit an Sprache und Klang während der Bühnenperformance
zunächsteinmal nichts anderes , als ein öffentliches Zeigen von
Arbeitsprozessen, was ebenfalls in unserer künstlerischen Methode begründet
liegt: Sprache, Klang, Text und Bühnenbestandteile
werden nicht (quasi entlang einer Partitur) re-produziert, sondern während
des Livegeschehens - durchaus auch improvisatorisch - angewendet und interagiert.
ad b)
Wer arbeitet, schaut sich in dem Gegenstand, dem er seine
Form aufgeprägt hat, selbst an. Das arbeitende Bewußtsein findet
sich, so Marx, in dem Produkt der Arbeit wieder. Dies mag allerdings gelten,
sofern man den Prozess der Arbeit betrachtet. Betrachtet man den Prozess
der Verwertung, fragt man, wer über das Produkt der Arbeit verfügt,
so zeigt sich, dass es denen, die arbeiten, sehr wohl als ein anderes entgegentritt:
sie können nämlich nicht frei darüber
verfügen. Diese gesellschaftspolitische Verortung von Arbeit scheint
uns aktueller denn je, trotz und gerade wegen des Zusammenbruchs der sozialistischen
Systeme. Der utopische Gehalt des bei Marx entwickelten Begriffs scheint
dem gesellschaftlichen Diskurs vollständig abhanden gekommen. Die inhaltliche
Ausrichtung der Bühnenperformance versteht sich
allerdings weniger als eine orthodoxe Arbeit am marxschen Werk, als vielmehr
eine "Arbeit
an Marx".
Marx ist Fluchtpunkt aber nicht ausschließlicher Gegenstand. Vielmehr
werden Marx und Arbeit als Assoziationsfelder verstanden, die inhaltliche
Verästelungen in die Literatur, in persönlich-subjektive Bereiche
etc. ebenso zulassen, wie orthodoxe marxistische Belehrung.(Einwurf von weiter
hinten): "ARBEIT
AN MARX" hat für uns auch eine Platzhalterstellung. Der Begriff
Arbeit verformt sich."
Projektion (groß): "Arbeit"
Projektion auf Seitenaltären: Arbeit definiert sich als physische und?
oder? mentale Tätigkeit. Durchsage: Die Arbeit des Künstlers.
T.: (verhalten) "Etwas zu arbeiten" und "Arbeit" wurden
zunehmend zu Vokabeln auch des (sieht verlegen in die Runde der Mit-Arbeiter)
Künstlers, der seine Produkte als Arbeiten benennt, seine [künstlerischen]
Arbeiten als Produkt seiner [künstlerischen] Arbeit. Das Verbum "arbeiten" wird
zum Substantiv-Objekt "Arbeiten", und nimmt damit letztlich Warencharakter
an. Dieser Materialisierungsprozess, der sich in der heute üblichen
Sprache des Künstlers vollzog, weitet sich bis in die Musik aus, materialisiert
das per se Nicht-Materialisierbare, nämlich die Musik, den substanzlosen
Klang, die substanzlose Schwingung des Materials, der Objekte und Gegenstände.
Wenn nun der [künstlerische] Arbeiter sich "in dem Gegenstand,
dem er seine Form aufgeprägt hat, selbst anschaut", dann wird
hier der Gegenstand in Schwingungen versetzt, wobei realer Gegenstand und
metaphorischer
Gegenstand
(Klang als ein "In-Schwingung-Versetzen" von Gegenständen)
in eins gestellt sind. Diesem, aus der Sprache entstehenden, verwirrend anmutenden
Bedeutungsmyzel, ist ein Denken vorgeordnet, das entweder auf bewußt
Gedachtes oder kollektiv übernommene Sprechgewohnheiten hinweist, aber
letztlich eine veränderte Sprechweise von [künstlerischer] "Arbeit" bezeugt,
so, wie wir sie heute vorfinden.
Diese kollektiven, unbewußten Sprachwandlungen zeugen von quasi selbst-proliferierenden
Ideen innerhalb der [künstlerischen] Gesellschaft.
Das Ergebnis aufgewendeten Denkens ist das Produkt/ die Ware seines [künstlerischen]
Arbeitens. Das Bild, die Gegenstände in Schwingungen zu versetzen, zeigt
den Berührungspunkt immaterieller Denk-Arbeit und materieller Gegenstands-Arbeit,
die, jedes für sich und beide zusammen, im sprachlichen (und konkreten)
Materialisierungsprozess dem [künstlerischen] Waren-Charakter zueilen.Projektion,
von oben hereinleuchtend, wie eine Erinnerung: Arbeit definiert sich als
repetitiven? kompetitive? Tätigkeit.
T.: (fährt unbeirrt fort) Aus dem Gesagten geht (im "Zueilen")
zwischen dem konkreten und dem immateriellen [künstlerischen?] Arbeiten
ein kompetitives Verhältnis beider hervor.
Für beide ergibt sich eine Struktur der Wiederholung (auch im übertragenen
Sinn des sich immer wieder mit einem Thema Auseinandersetzens), eine Repetition,
die noch nicht Reproduktion sein muß.
Hier tritt die Frage der FORM des Gegenstandes, der sogenannte "Inhalt" auf.
Die Wiederholung, in ihrer produktionstechnischen Form der Maschine übertragen,
also die mechanische Produktion und Re-Produktion sowohl von Gegenständen
als auch Kunstwerken darf man als Schleife, als Loop bezeichnen.
Die kompetitive Seite der beiden Auffassungen von Arbeit stellt sich gegen
die repetitive: die einmalige und unwiederholbare Geste des ephemeren Momentes
der Entdeckung steht jenem der wiederholten Wahrnehmung, der Erfahrung gegenüber.
Zu dem ineinandergeschachtelten Verhältnis von Arbeitsauffassung und
Form, tritt nun noch jene der Wahrnehmung selbst, das zitierte: "schaut
[sich in dem Gegenstand, dem er seine Form aufgeprägt hat, selbst] an."
Wie oft schaut er sich den Gegenstand, dem er seine Form aufgeprägt
hat, an?
Wie oft nimmt er Gegenstand/Form wahr?
In der beschriebenen Arbeit - dem beschriebenen [künstlerischen] Arbeiten
- also einer Tätigkeit der Herstellung, wirkt die zukünftige Anschauung
auf die Arbeit zurück.
Was repetitiv/kompetitiv er-arbeitet (=hergestellt) wird, wird auch repetitiv/kompetitiv
angeschaut (=wahrgenommen).
Während des [künstlerischen] Arbeitens vollzieht sich gleichzeitig
eine Anschauung, besonders in der Klangproduktion, da keine konkrete Ware
entsteht, sondern eine Kette von Anschauungs-Momenten, die jeder für
sich und alle zusammen das repräsentieren, was die Ware des [künstlerischen]
Arbeitens des Musikers ausmacht.
Die Gegenstände, die in Schwingungen versetzt werden, repräsentieren
sich selbst als Akkumulation von Arbeit am Gegenstand, die Schwingungen repräsentieren
[künstlerisches] Arbeiten, während in einer Kette von Momenten
die Schwingungen an dem Gegenstand (an den Gegenständen) ihrerseits
wieder etwas Ähnliches wie "Arbeit" vollbringen: die Aufführung.
Die Aufführung "schaut sich selbst an" - wenn die Schwingungen
an den Gegenständen arbeiten, gibt es kein Subjekt mehr, das die Form
der Gegenstände bewertet und an ihnen eine kompetitive oder repetitive
Eigenschaft erkennen kann.
Die Frage nach der Auffassung von Arbeit ist aufgehoben, und damit alle daraus
abgeleiteten weiteren Sätze."
(Die anderen Mitwirkenden könne nicht länger ansich halten und
nehmen dazu "Stellung", was immer das heißen mag.)
(Licht!)Exkurs Reproduktion
Das Ziel der Reproduktion war lediglich das self-sustaining der Gemeinschaft,
nicht Reichtumsproduktion (Marx, Grundrisse, MEW 42, S. 388)
... neben der biochemisch-biosozialen Reproduktion neuartige Reproduktionszusammenhänge
(Kultur...). Nach der üblichen Marxistischen Interpretation beginnt
die Menschwerdung mit eben diesen vorausplanenden bewußten Tätigkeiten
zur Reproduktion des Lebens, die "Arbeit" genannt
werden. Historisch gesehen wurde das Wort "Arbeit" jedoch erst
in einem konkreten, historisch recht frühen Kontext verwendet. Von der
Wurzel "orbu"=Knecht
(Hoffmeister, S. 73) herrührend, kennzeichnet "arebeit" die "Mühsal
des Verwaisten" (Mackensen, S. 45), des Unmündigen. Dies kennzeichnet "Arbeit" als
bereits spezifische Form der menschlichen Reproduktionstätigkeiten.
Exkurs Arbeitskraft
Nicht als Arbeitskraft verwertbare Menschen bekommen gänzlich ihr Lebensrecht
abgesprochen ("Überbevölkerung" im Trikont
und "Sozialschmarotzer" in den privilegierteren Ländern),
wodurch offensichtlich wird, daß die Arbeit nicht etwa für die
Befriedigung menschlichen Bedürfnisse gemacht wird, sondern die Menschen
(z.T. als "Reservearmee") bisher lediglich als notwendige "Zutat" zur
Kapitalverwertung ausgehalten wurden. Die spekulationsgetriebenen Casino-Kapitalvermehrungsprozesse
speisen sich aus Optionen auf die Zukunft, die auch diese lebendige Zutat
nicht mehr benötigen.
"Wer keine Schwielen an den Händen hat, ist kein Mensch". Arbeit
berührt das Menschsein, wer nicht arbeitet, nicht arbeiten kann, wird
in der Gesellschaft Probleme haben. Die bäuerliche und Handwerksarbeit
der nächsten Jahrhunderte war
davon bestimmt, daß die Arbeit noch "halb künstlerisch, halb
Selbstzweck" in
"bestimmter, selbstgenügsamer Entwicklung einseitiger Fähigkeiten" (ebd.)
ausgeführt
wurde. (Marx, Grundrisse, MEW 42, S. 405)
Seit der Erfindung der mechanischen Reproduzierbarkeit, hat sich das Objekt
als Bestandteil der Reproduzierbarkeit immer mehr verkleinert. Die objektiven
Bedingungen der Reproduktion wurden "freigemacht von ihrem bisherigen
Gebundensein an die nun von ihnen losgelösten Individuen"
(Marx, Grundrisse, MEW 42, S. 410).
(als ob's aus dem Radio käm') Das/der/die LOOP (geschlechtlich nicht
definiert - offen!?) eines Samples erscheint als Modellfall dieser Filiation
von "Arbeit". Wenn die Maschine arbeitet, und Arbeit übernimmt,
ist das dann noch Arbeit?
(Man ruft große Denker herbei. Nicht alle erscheinen!) "Arbeit" ist
deshalb nur die dem biologischen Prozeß des Körpers entsprechende
zyklische Reproduktion (H. Arendt)
Sie hat dem Menschen die Arbeit abgenommen, um, wie schon seit Marx gedacht,
mehr Zeit für gesellschaftliches und persönliches Leben zu schaffen.
Das hat nur teilweise funktioniert, denn der Begriff von Arbeit verschwand
in dem Moment, als die Maschine dem Menschen seine Tätigkeit "aus
der Hand" nahm.
(Einwurf, der fällt, noch ehe das Mikrophon an den Sprechenden herangebracht
werden kann): Ebenso der ...
(Stimme aus dem Publikum): die!
(andere Stimme): das!
...Loop, der ...
(Stimme aus dem Publikum): die!
(andere Stimme): das!
... zu einem zentralen Element der...
(Stimme aus dem Publikum): die!
(andere Stimme): das!
(kurze Pause)
... allgemeinen aktuellen Musikproduktion wurde und dadurch einerseits ein
abstraktes kompositorischen Phänomen (die Wiederholung) aufgreift, mechanisiert,
andererseits aber antwortend einfügt in die vom
Software-Design diktierte Musik-Arbeit. Der Zusammenhang mit dem elektronischen
Musiktheater ist also nicht von der Hand zu weisen: wo Loop-basiertes Produzieren
(also das Produzieren von Reproduktion) die gängige musikalische Gegenwart
prägt, genauer
gesagt die Produktion von Musik (Komposition, Postproduktion) und die Hörerwartungen
des Publikums, ...
(dem Sprecher wird das Mikrophon wieder entzogen, nachdem die Stimme erst
lauter wurde, als ihr das Mikrophon zugetragen, erlischt sie ganz)
(es sind noch genügend andere Stimmen da): ...die erste Trennung der
Menschen von ihren Lebensvoraussetzungen (Grund und Boden) in früheren
Jahrhunderten und ist es heute noch in den Ländern
des Trikonts ein sehr brutaler Prozeß unter Blut und Schmerzen. Erst
durch diese - oft mit staatlichen Mitteln vorangetriebene - Trennung werden
die Menschen so "frei", daß sie zur Arbeit in den Manufakturen
und Fabriken gezwungen werden können (dasselbe passiert heutzutage mit
den Menschen, die nach Verlust ihrer Subsistenz um Arbeit in den unmenschlichen
Weltmarktfabriken betteln müssen).
Naomi: All 50,000 workers at the Yue Yen Nike factory in China would have
to work for 19 years to earn what Nike spends on advertising in one year.
The $181million in Disney stock options Michael Eisner exercised in 1996
is enough to take care of his 19,000 Haitian workers and their families for
14 years.
(Ein Off-Theater-Produzent, der sich mit den Gegebenheiten der heutigen
Situation im Theaterwesen nicht abfinden will):...und sich mit den Möglichkeiten
des Theaters, Musiktheaters, Medientheaters und der Medien im Allgemeinen
diesen Produktionsbedingungen zu stellen, erscheint ein notwendiges Mittel,
um einen Blick aus einer Distanz auf das zu bekommen, was zu einer akzeptierenden
allgemeinen Bedingung geworden ist.
Naomi: Particularly when I talk to young people, there is this mounting frustration.
If you tell students something negative about Nike, then they're, like, "okay,
well, I'll go buy Adidas." The truth is it's
impossible to really change the world by our consumption habits. I actually
think it's really an ineffective way to change the world.
Die Verwechslung von menschlichkeitsschaffender und -reproduzierenden Tätigkeiten
mit "Arbeit" führt zu mangelnden Differenzierungen,
die strategisch zumindest desorientierend wirken und nicht auf der Höhe
der
Möglichkeiten sind. Menschen bleiben die "Charaktermasken ihre
Waren" (Lohoff b).
Arbeit als Geste, als physischer Vorgang, immer weniger, aber als Definition
von Menschsein, von Existenz, von Kunstprojekt und Kunstprodukt und Künstlertätigkeit.
(In einem TV-Interview rekelt sich gelangweilt ein junger Mann, der auf englisch
vorsichhin redet, die Untertitel dazu zeigen folgenden Text): Wenn der Künstler
gefragt wird, was er von Beruf ist, was er "arbeitet", begegnet
man theaterfertigen Szenen.
Heideszene, bei Sturmberaus der Maschinen, Blitzlich kurzschliessender Leitungen,
Donner herabfallender Ölfässer. Drei Hexen treten auf, als Gewerkschaftsvertreter
verkleidet:
(Flego): Die menschliche Lebenspraxis schöpferisch-selbstschöpferische
Tätigkeit des Menschen ...
(Petrovic): ich bin kein Grünmandatar! - ist die des Menschen eigene
Art des Seins und als solche ...
(Markovic): Zweck für sich, ohne instrumentelles Ziel.
(zu dritt): Die reflexive Struktur menschlicher Praxis ist eine dem Arbeitsprozess
logisch vorausgehende Bedingung, die erst sichert, (Lefevre, der die konspirative
Sitzung beobachtet hat und von hinten herangeschlichen herausplatzt): ...
daß menschliche Reproduktionstätigkeit ...
(die drei): Als Teil der Praxis! Als Teil der Praxis! Als Teil der Praxis!
Lefevre): ... von Selbstformierungsprozessen der Natur unterschieden ist.
- Seite 96! (schon wieder so eines dieser SLASH-WÖRTER:)
MUSIK / THEATER
Die Elemente dieses Musiktheaters sind in erster Linie Sprache und Elektronische
Klangerzeuger. Loops und Gesten. Die Sprache dient dazu, vorhandene Textreservoirs
hörbar zu machen,
diese "abzuarbeiten". Sprachkaskaden, Sprechloops, Redegesten.
Zusehen beim
Arbeiten
mit Klang. Arbeiten in der Kunst (aus ökonomischen Gründen) wird hier
zum Inhalt. Reduktion und Minimalismus zur ästhetischen Prämisse.
(Man bezieht Stellung. Was immer das heissen mag.) Kulturpolitisch meint
minimal eine den minimalem monetären Produktionsbedingungen freier Theatergruppen
entsprechende Reduktion von Proben, Ausstattung etc. Ästhetisch meint "minimal" die
strenge Reduktion der Materialien (Zeit, Sprache, Klang, Form, Körper..
.) auf wenige Parameter /Elemente, hier eben auch die Reduktion auf Stimmen
und
elektronische Klangerzeuger als Versuch einer konstruktiven Verschränkung
von Produktionsbediungungen und ästhetisch minimalem Ansatz. Das Theater
kann als Ort der Freiheit Utopien von Wahrnehmung und
Erleben in der Zeit zu simulieren, denn der mit den Reproduktionszwängen
verbundene lineare, abstrakte Zeitbegriff beherrscht weiter die Strategien
der Zukunftsgestaltung. Die Entwicklung von "ARBEIT AN MARX" ist daher auch
vom Ansatz her "prozessorientiert", spiegelt ihre Entstehungschronologie
nicht in einer
konzeptuellen Vorstruktur wider, sondern in einer kontinuierlichen Aufladung
der Mitwirkenden mit Materialien, die im künstlerischen Arbeitsvorgang
("Aufführung")
ausgegeben werden.
(Ein Mann mit einem Plastikhelm und Krawatte raunt kopfschüttelnd.)
Arbeitsprozesse sind letztlich an materielle und energetische
Voraussetzungen gebunden und erhalten ihre surplusschaffenden Potenzen nur
durch lebendige Arbeit (durch das Anzapfen der schöpferischen Praxis
von
Menschen als Subjekten). Ihre Dynamik wurde angetrieben durch nichtqualitativ
bestimmte, sondern abstrakte Wert-Verwertung (Kapital: definiert als in Arbeitsprozessen
mehrwertheckender Wert). Letztere
überschreitet in der Gegenwart die Voraussetzungen und Potenzen der konkreten
Arbeit.
(Ein Karrierist widerspricht, kurz, er will das letzte Wort für sich!)
"Getan werden wird. Gearbeitet werden muß deswegen
noch lange nicht"
(Projektion): "BÜHNE"
O.: ("diskursgesichert") Für die Bühnenraumgestaltung
von "heimat", äh, "Arbeit an Marx" werden Fragen
von gestalteter Nichtgestaltung, das Beobachten und der Einsatz bzw. das Benutzen
vorgefundener raumspezifischer Beschaffen- und Besonderheiten, künstliches
aber auch natürliches vorgefundenes Licht, minimale Eingriffe in die gegebene
Raum-Architektur Ausgangspunkt und Gegenstand der plastischen Arbeit sein,
deren Gestaltungszentrum die "Werkbänke",
die Schreib, Sprach- oder Arbeitsplätze der Darsteller, sind, an denen
Akteure, Musiker und deren komplexe Audio-Verkabelungen miteinander, Mikrophone,
Soundprozessoren, Musikinstrumente, Papierstapel, Noten, Texte, Trinkgläser,
Wasserflaschen usw. diese funktionalen Werkstättensamt ihrer Bediener/Arbeiter
als Objekte, so ready mades, hellausgeleuchtet und vor Farbprojektionen in
ROT (dabei macht er ein kräftiges dreifaches KLACKKLACKKLACK! auf seinem
Megaphon) changierend im Hintergrund, 6x6 Meter, ausgestellt werden.
(Ein Computermonitor, den die längste Zeit niemand beachtet hat, blendet
auf): "LITERATUR"
Flego, G., Das Verhältnis von Denken und Wirklichkeit.
In memoriam Gajo Petrovic, in: Kritische Philosophie gesellschaftlicher
Praxis Auseinandersetzungen mit der Marxschen Theorie nach dem Zusammenbruch
des Realsozialismus, Hrsg. Eidam, H., Schmied-Kowarzik, W., Kassel 1995
Gorz, A., Kritik der ökonomischen Vernunft, München 1994
Kurz, R., Der doppelte Marx, in: Kritische Philosophie gesellschaftlicher
Praxis - Auseinandersetzungen mit der Marxschen Theorie nach dem
Zusammenbruch des Realsozialismus, Hrsg. Eidam, H., Schmied-Kowarzik, W.,
Kassel 1995
Lefevre, W., Kants "Von der Amphiloie der Reflexionsbegriffe",
in:
Furth, P.(Hrsg.), Arbeit und Reflexion. Zur materialistischen Theorie der
Dialektik - Perspektiven der Hegelschen "Logik", Köln
1980
Lenz, A., Meretz, St., Neuronale Netze und Subjektivität, Braunschweig/Wiesbade
1995
Lohoff, E., (a) Zur Kernphysik des bürgerlichen Individuums
Lohoff, E., (b) Marx 2000. Der Stellenwert einer totgesagten Theorie für
das 21. Jahrhundert, Manuskript 1999
Marx, K., Über Friedrich Lists Buch "Das nationale System der politischen Ökonomie",
in Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 14. Jg. Heft 3, 1972,
S. 423-446(Ein priesterhaft gekleiderter Junge, man könnte ihn für
einen Ministrant des Spätkapitalismus halten,
trüge er nicht seinen Dreispitz nach der alten Weise, mit der Breitseite
nach vorne, schickt sich an, Ankündigungen vorzubringen, wird aber mit
drohenden Gebärden und Fingerzeig fortgeschickt. Zurück bleibt
die REINE INFORMATION):
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