BRECHT EISLER
/ ARBEIT / CD / 1998
Presse:
Zündelnder Gesang
arbeit / BRECHT. EISLER; Oliver Augst, Marcel Daemgen, Christoph Korn; TextXTND,
EFA 00051-2. EFA-Medien-Vertrieb, Frankfurt/Main Jenseits traditioneller
Interpretation rangiert auch das Frankfurter Trio "Arbeit" mit
seinem Eisler-Projekt. Auch hier verkörpern die Protagonisten musikalisch
sehr verschiedene Welten: Christoph Korn, Punkgitarrist und Soziologiestudent,
wirkte in der Freien Improvisation, Sänger Oliver Augst kommt von Performance
und Bildender Kunst. Keyboarder Michael Daemgen blickt auf ein klassisches
Studium, auf Theaterarbeit sowie Techno-Produktionen zurück. Im bewußt
unakademischen Zugriff geht derlei ästhetisch zusammen. Collagen, langsame
Tempi, sperrige Formen leisten Widerstand gegen Beliebigkeit und Nostalgie.
Bereits die Titelauswahl bricht mit der Norm. Interpretationsgeschichtlich
sind hier ideologisch eher unverbrauchtere Titel gewählt: "Im
Blumengarten" beispielsweise, "Hotelzimmer oder "Über
den Selbstmord". Unspektakuläre Miniaturen aus der Zeit des Exils,
die nicht für Weltsicht, Krieg und Klassenkampf, sondern für Verletz-lichkeit
und privates Befinden einstehen. Sehr unvermittelt wechseln die Arrangements;
auch Kollegen gaben ihre Handschrift dazu – Alfred Harth beispielsweise,
Christoph Seipel oder Ali Neander. Der Spagat zwischen Kommerz und akustischer
Kunst, der das Konzeptalbum prägt, ist bewußt provoziert und macht
auch dieses Produkt, das beim eigenen Label TextXTND erschien, in der Tat
singulär.
Frank Kämpfer NZFM
Heimvorteil
Augst / Daemgen / Korn: *arbeit* Brecht / Eisler Hundertste Künstlergeburtstage
sind ein gut legitimierter Anlaß,
die Haltbarkeit ihrer Produkte zu erproben. Obwohl die bei Brecht und Eisler
längst außer Frage steht, haben Oliver Augst, Marcel Daemgen und
Christoph Korn das auf der CD *arbeit* getan; ihr Generalthema sind die bleibenden
existentiellen (und trotz einer gehörigen Portion Sentimentalität
typisch Brecht / Eislerschen) Fragen, wieviel Arbeit das Leben macht, wie
Zeit vergeht und was in finsteren Zeiten schön ist. Das Trio bewegt
sich dabei weniger in der alten Brecht-Eisler-Diseusen-Tradition als auf
spezifischen Frankfurter Spuren. Schließlich haben sich vor etlichen
Jahren bereits Heiner Goebbels und Alfred Harth ausgiebig und eigensinnig
mit Brecht und Eisler befaßt ("Vier Fäuste für Hanns
Eisler", "Bertolt
Brecht - Zeit wird knapp"). Augst / Daemgen / Korn gehen auf diesem
Weg einen großen Schritt weiter und damit auch in eine neue Richtung.
Sie verwenden rhythmisierte Samples, die Instrumentation ist äußerst
sparsam, genau und durchdacht, das Klangkonzept geräuschhaft angereichert
und voller Verfremdungseffekte, der Begriff von Werktreue verbindlich, aber
weiträumig.
Oliver Augst singt kunstlos, aber ausdrucksvoll, ganz leise und mit dem Mund
so nahe am Mikro, daß beim Hören der Eindruck entsteht, man
habe das Ohr nahe am Mund des Sängers. Die so entstehende vibrierende
Intimität im meist elektronisch gestalteten kühlen Klangraum lenkt
ein fahles, kunstvoll modellierendes Licht auf die zwei Hundertjährigen.
Oliver Augst, Marcel Daemgen, Christoph Korn *arbeit* Brecht / Eisler,
TextXTND, im Vertrieb bei EFA, Arnsburger Straße 70, 60385 Frankfurt.
H.L.
[dokument info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau 1998
Dokument erstellt am 23.10.1998 um 20.45 Uhr
Erscheinungsdatum 24.10.1998
Booklet Info
Presse
"Eisler, experimentell arrangiert" (Frank Kämpfer, Deutschlandfunk Kultur, 21.03.1999)
"... zur Rezeption des Komponisten Hanns Eisler" (Hans Jürgen Linke, Goethe Institut)
Konzept/Hintergrund
ARBEIT im Gespräch
Cover
Live - Lange Hanns Eisler Nacht, Jena
2017
Live 2006
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