MUSIC FOR HOTELBARS MACHINE / 2021
musik für hotelbars
VIEREINHALBSTUNDEN
angzeitkomposition für piano, schallplattenspieler, kontrabass, nebelmaschine und gesang.
mit marcel daemgen (p), jd zazie (dj), gregor praml (b), oliver augst (voc)
ausgangspunkt:
erstens: als besucher vom hotelbars nimmt man vor allem die einsätze und das ende von live gespielte musik wahr. d.h. während der musik achtet man wenig auf diese, auf details, sondern genießt mehr die gesamtatmosphäre, unterhält sich oder schaut auf sein smartphone. bei den o.g. wechseln jedoch schaut man i.d.r. kurz hoch, applaudiert vielleicht sogar, und nimmt zumindest wahr, das sich jemand bemüht, die situation klanglich zu gestalten.
mit den einsätzen und enden der barmusiken soll kompositorisch gearbeitet werden. sie werden spielerisch vervielfältigt und als performatives element in eine partitur eingearbeitet.
zweitens: wie lange ist die schicht eines gewöhnlichen barmusikers? von 21:00 uhr bis 1:30 uhr in der frühe? oder länger? gehen wir einmal von 4 1/2 stunden aus. wie lange davon sind pausen? wie viele stücke, standards, evergreens à 3 bis 4 minuten können im schnitt innerhalb des gegebenen zeitrahmens gespielt werden, erklingen? und wie viele intros, strophen, teile, brücken, impros, fills und endings sind das zusammengenommen?
gibt es sogar wiederholungen?
diese informationen sollen genau recherchiert werden (gibt es einen etat für hotelbar-recherche? das ist ja u.u. eine kostspielige angelegenheit.. ;-)) und als parameter für ein kompositorisches spiel verstanden werden. in form einer collage und aufgeteilt auf eine kleine combo von gesang/ text, piano, kontrabass und turntable, werden alle elemente (pausen wie musikmaterial) in einen neuen ungewohnt- bis unterhaltsamen langzeit-rahmen inszeniert.
(also zum beispiel: sänger tritt auf, singt solo ende einer jazz ballade, während dj die instrumentale begleitung eines anderen standards beginnt, sänger gleich wieder abgeht, um kurz darauf erneut aufzutreten, und bass und piano über ein weiteres musikthema eine zarte improvisation tupfen)
choreografie:
die lautlosen auf und abtritte der verschiedenen spieler positionen im halbdunkeln des bar-bereichs können als eine bestimmte art von choreografie verstanden werden. (die musiker sitzen, stehen nicht zwangsläufig nebeneinander, keine übliche band-aufstellung.) es soll eine nicht frontale raumgreifende gesamtanordnung der performativen eingriffe entstehen.
jeder musiker stellt eine autonome station dar, visuell und musikalisch. gegebenenfalls zusätzlich eine dezente lichtregie mit an- und abdimmenden pult leuchten. (externer licht techniker erforderlich)
fast unmerklicher einsatz von nebel (publikumsverträglich!). diese einsätze, mit dem damit verbundenen subtilen zischgeräusch, werden mit in die komposition eingearbeitet.
die üblichen (längeren) spielpausen der musiker werden - über das gesamte achtstündige stück komplett verteilt - ebenfalls teil der partitur. (da kann dann auch die musikergewerkschaft nicht meckern)
wenn möglich, müsste eine bar gefunden werden, die eine gewisse david-lynch-atmosphäre zulässt, stilvoll, dezent, halb hell, gewöhnlich-unheimlich.
die musiker sind sehr gut klassisch gekleidet.
lautstärke: akustisch, gediegen.
grafische skizze eines möglichen ablaufs:
v.l.n.r.: zeitachse der musikeinsätze von 18:00 - 02:00 uhr
untereinander: p, dj, b, voc, nebel ..
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Music for Hotel Bars @Home Edition
weitere Informationen von Oliver Augst
Live-Konzept