textXTND

Musik        Performance        Hörspiel        Installation        Veröffentlichung        Über uns 

MUSIC FOR HOTELBARS MACHINE / 2021

Informationen von Oliver Augst:
bastian zimmermann und ich haben in den 10er-jahren, als wir beide noch in ffm lebten, oft zusammen in den schönen vielsternigen versch. hotelsbars abgehangen und versucht uns ein schönes leben zu machen, dort feine zigarren und gute drinks incl. und dabei bedauert, auch als musikgourmets, dass man da nur die immer gleiche aufgewärmte bisschen traurig-schmierige musik- und klangkulisse zu hören bekommt. damals schon hatten wir die idee, für diese locations mal etwas anderes, besonderes zu machen..

konzeptionelle stichworte waren und sind für mich hierfür: 1. Hotelbarmusik als musikARBEIT, als dienstleistung in schichten und einsätzen thematisieren (daher auch die titel, ehemals VIEREINHALBSTUNDEN und auch jetzt ..MASCHINE) .
2. Spiel mit aufmerksamkeitsverhältnissen zwischen spielerinnen und zuschauerinnen, zb nur anfänge und ende werden wahrgenommen, der rest ist (beliebiges?) füllmaterial. ENTzauberung von jazz/bar-klassikern als on- und off-spielchen, und doch VERzauberung durch das neu entstehende resulat - auch für einen (als spieler) selbst  (und damit quasi politisch-utopisch zu verstehen: darf selbst "fließbandarbeit" spaß machen, weil das produkt es ermöglicht und sogar einfordert? da wäre viel gewonnen, nicht?)
also ausgangspunkt: als besucher von hotelbars nimmt man vor allem die einsätze und das ende von live gespielte musik wahr. d.h. während der musik achtet man wenig auf diese, auf details, sondern genießt mehr die gesamtatmosphäre, unterhält sich oder schaut auf sein smartphone. bei den o.g. wechseln jedoch schaut man i.d.r. kurz hoch, applaudiert vielleicht sogar, und nimmt zumindest wahr, das sich jemand bemüht, die situation klanglich zu gestalten.

mit den einsätzen und enden der barmusiken soll kompositorisch gearbeitet werden. sie werden spielerisch vervielfältigt und als performatives element in eine partitur eingearbeitet. .. immer treu nach albert oehlen "erkennen, negieren, eliminieren und trotzdem machen" und antonin artaud "Alles muss haargenau in eine tosende Ordnung gebracht werden!", du weisst ..

habe mich dann noch dazu entschieden, die atmosphäre, die wir in der echten barsituation gehabt hätten, auditiv umsetzen zu wollen, indem ich samples aus film-barszenen verwende und auch mal applaus einblende etc..

das bleibt abstrakt und versucht nicht eine narrativ-realistische situation nachzuahmen.. kein naturalismus also, aber doch ein spiel mit den genres und mit den ebenen einer klangarbeit zwischen musik, klangkunst, hörspiel.. live hätte der sound der menschen, der bar usw ja mitgespielt. d.h. es hätte ja auch eigentlich nie wirkliche komplettpausen gegeben. zusätzlich wollte ich dann ja auch noch nebel einsetzen, in den ablauf der partitur dessen einsätze integrieren.. was auch nochmal auf "atmosphäre" abzielte.. und natürlich immer auch auf das spiel mit dem genre, unterhaltung vs hochkunst, die geliebte high vs ebenso geliebte low-culture.. usf..
kurz: ich habe jetzt gespräche und geräusche verschiedener berühmter filmszenen (auch einige anfänge von pornos, deren vorspiele sozusagen, die in bars beginnen, das "schmierige" sollte doch irgendwo seinen niederschlag finden) gesampled und in die maschine eingebaut. am anfang war ich mir nicht sicher, ob das gut ist, aber wenn ich es jetzt weglasse, kommt mir das ganze irgendwie ein bisschen pfurztrocken vor.. zu clean. mit den teilweise sehr schlechten klangqualitäten der filmszenen wird es irgendwie reizvoller bzw bekommt dadurch nochmal ne ganz eigene qualität. auch finde ich, dass sich die arbeit so selbst erklärt, d.h. man merkt beim anhören, dass es sich irgendwie immer um dieses thema selbst dreht. godard hat ja die musik und die filmatmos als reibung, ja als widerstand gegen die bilder eingesetzt bzw so zu einem kompletten eigenleben gegenüber der bilder und auch der sprache, der erzählung des films erhoben. ich sehe das jetzt auch so mit den o-ton-fimaufnahmen, die sich in gewisser weise gegen die musik auflehnen, nur umgekehrt halt..
(Gordard begriff die spannung zwischen bild und ton nach dem muster politischer auseinandersetzungen: der ton ist im film das, was im klassenkampf die arbeiterklasse ist. der ton attackiert das bild. 1969)

und nochwas nebenbei, jetzt wo ich so intensiv an der arbeit sitze: es wäre halt echt super gewesen, das ganze live und in der bar zu machen.. es ist schlicht gesagt, dafür gedacht, und alles hätte sich von selbst innerhalb der band geregelt und gemischt etc..  die situation jetzt, allgemein gesprochen, ist schon ein jammer.. aber wir machen halt aus der not eine tugend, so sehe ich das jedenfalls.

"Hallo Oliver, sitze gerade im Zug nach Freiburg und höre deinen Track! Sehr sehr wunderbar, ganz eigentümliche Atmosphäre, fast ein bisschen lynchig, wie die Standards da verquert werden, nicht nur, dass die Songs quer sind, auch die Instrumente scheinen dann ja sehr sanft von oberer Hand halt eben nicht wirklich real zu sein. Sicher sehr gut für so eine Geisterhotelbarsituation. Zuhause kriegt man eben nicht realtime ;)

Ich finde die Einspielungen der Filmgespräche sehr schön. Es ist irgendwie nostalgisch, gepaart mit den Standardsongs, aber es ist dann auch so fein eingebunden, dass es einfach sehr gut klingt...also weiter so!"
B. Zimmermann


mehr
Music for Hotel Bars @Home Edition
weitere Informationen von Oliver Augst
Live-Konzept


 

Untitled Document