AUS ANNA LIVIAS MONOLOG / 1993
aus "Finnegans Wake" von James Joyce
in der Übersetzung von Klaus Reichert
vorgetragen von Michaela Ehinger
eine Arbeit von Michaela Ehinger und Mathias Völcker
Dauer: 40 Minuten
Deutsche Erstaufführung: 2.4.1993 / Künstlerhaus Mousonturm / Frankfurt
/ D
"Finnegans Wake' ist das Modell eines geheimnisvollen Universums",
hatte John Cage Adaline Glasheen einmal zitiert.
Sie hören und sehen einen Versuch, die letzten Seiten von Finnegans
Wake zu übersetzen, den Todes- und Abschiedsmonolog der Heldin Anna
Livia Plurabelle. Die Nacht von Finnegans Wake ist vorbei, die Sprache wacht
langsam, tastend wieder auf, nicht mehr ganz nächtig und noch nicht
wieder alltäglich. Es ist der Dämmerzustand des Morgens und der
Sekunde vor dem Tod. Die Ereignisse der vergangenen Nacht gleiten noch einmal
vorüber; gleichzeitig resümiert Anna Livia ihr ganzes Leben in
dem Augenblick bevor
sie stirbt.
"Die Metropole als Fiktion ...Plurabelles Leben
vergeht, und mit ihren letzten Worten gleitet es in Form eines inneren Monologs
an ihr vorüber; Wortneuschöpfungen,
lautmalerische Sprachspiele und entlegene Sprachfiguren reihen sich aneinander,
ergänzen sich mit gelispelten Silben zu vieldeutigen Satzgebilden, die
Inhalte nur ahnen lassen. Melancholisch, sanft anklagend, sehnsuchtsvoll
klingt es; der Rhythmus wird bestimmt durch die Atmung." (Frankfurter
Allgemeine Zeitung)