ADORNO / 2003
Das Medien-Theaterprojekt "Adorno" befasst
sich mit den beiden Themen "Einsatz neuer Technologien bzw. Medien im kulturellen
Schaffen" sowie "Tradition und Innovation - Brückenschlag zwischen
Vergangenheit und Zukunft".
Der 100. Geburtstag von Theodor W. Adorno 2003 ist der Anlass, Adornos Denken
aus heutiger Sicht zu reflektieren.
Adorno
Adorno gehört zu den herausragenden europäischen Denkern des 20. Jahrhunderts.
Sein Werk ist geprägt, initiiert und vorangetrieben durch die geschichtlichen
Entwicklungen eben jenes Jahrhunderts. Es ist der Versuch eines Schreibens nach
dem Nationalsozialismus, wie Adorno es selbst formulierte. Seine Schriften sind
akribische Gesellschaftskritik, die zuletzt die umfassende Durchdringung der
Gesellschaft durch "instrumentelle Vernunft" behauptet.. Allein noch
das Kunstwerk sei in der Lage, Momente des "Wahren" aufscheinen zu
lassen. An dieser Hermetik wird sich das hier vorgestellte Projekt abzuarbeiten
haben.
Medien-Theater
Unsere künstlerische Arbeitsweise lässt sich dabei am Genauesten mit
dem Begriff des "Medien-Theaters" beschreiben. Wir verstehen Medien-Theater
als Ensemble unterschiedlichster und gleichberechtigter künstlerischer Ausdrucksformen
und Produktionsweisen: Schauspiel, Musik, Licht, Video/Film, internetbasierte
Visualisierung, Bühnenbild. All diese Aspekte werden als miteinander sich
assoziierende und erweiternde Bestandteile des Medien-Theaters verstanden. Mithin
liegt dieser Vorstellung der Versuch zu Grunde, Adornos Werk in einem vielschichtigen,
medial "multilingualen" künstlerischen Kontext zu reflektieren.
Unser dramaturgischer Ansatz in der Verbindung der oben erwähnten theateralen
Elemente ist dabei einer nichtlinearen Erzählweise und dem Einsatz heterogener
Inhalte zum Adorno-Komplex verpflichtet. Diesen Inhalten (“Materiale")
finden ihre Entsprechung eben auch im Einsatz der sie darstellenden heterogenen
verschiedenen Bühnentechniken und Medienebenen, aus denen das Stück
letztlich seine theatrale Aussage bezieht.
'Adorno als Komponist' wird zum zentralen Ansatzpunkt, und sein bisher
weitgehend
unbekanntes musikalisches Werk im Kontext seiner Philosophie beleuchtet.
Diese künstlerische Reflexion eines zentralen musikphilosophischen Werkes
des 20.Jahrhunderts, kann nur mit der Ästhetik des angebrochenen 21.Jahrhunderts
und dessen Produktionsmitteln und Technologien umgesetzt werden. (Digitale visuelle
und akustische Medien und Produktionsmaschinen).
Zweck, Ziel, Erwartung, Begünstigte
Zweck ist die Verstehenserweiterung als auch der
Versuch einer Wiederaneignung
und Überprüfung des Werkes Adornos am Beginn den 21. Jahrhundert. im
europäischen Kontext. Zentrale Thematiken dabei sind die in Adornos Werk
formulierte Gesellschaftskritik, seine Kritik an der "Kulturindustrie",
die ästhetische Theorie, als auch die Zeitgeschichte, die sich in Adornos
Schriften auszudrücken vermag. Sein 100. Geburtstag ist Anlass in ständiger
Diskussion mit den europäischen Partnern und den je verschiedenen und heterogenen
auch kulturellen Sichtweisen, das Werk Adornos nocheinmal zu lesen, es fragend
und befragend aus heutiger Sicht in einen künstlerischen Zusammenhang zu überführen.
Ziel ist der Austausch
von europäischer Philosophie und Denk-Geschichte, wie sie sich an Adorno
paradigmatisch als "westliche" Denktradition
kristallisiert. Dies in all seiner Heterogenität, die die je spezifischen
Sichtweisen der beteiligten Künstler der verschiedenen Länder freilegen
werden. Das Projekt soll es ermöglichen, den lebendigen inhaltlichen Austausch
unter den beteiligten Künstlern fortzuführen und -und das ist das Entscheidende-
eine breitere Diskussion in den beteiligten Ländern anzuregen und zu initiieren:
Für Europa so entscheidende Themen wie Ökologie, Migration,, humane
und gerechte gesellschaftliche Entwicklung, wie sie im Werk Adornos angesprochen
sind, sollen sichtbar und verstehbar gemacht werden.
Erwartet wird ein so inhaltlich angeregter Diskurs unter den Zuschauern und Beteiligten:
Meinungsbildung, Kreativität, "Mündigkeit" (Adorno). Darüber
hinaus sollen die bisher in früheren Projekten gewachsene Verbindungen mit
den künstlerischen Partnern erweitert, vertieft und vernetzt werden, dass
Europa im künstlerischen Bereich näher zusammen wächst.
Begünstigte des Projektes.Das Projekt intendiert
in erster Linie die Reaktualisierung
einer so zentralen europäischen Denktradition, wie sie sich im Werk Adornos
ausdrückt. In diesem Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen
politischen und gesellschaftlichen Fragen im Lichte von Adornos Schriften, intendiert
das Projekt die Förderung von Verstehenserweiterung und Kritikfähigkeit
bei den Rezipienten als auch bei den Künstlern selbst. Weiterhin streben
die Künstler einen langfristigen und kontinuierlichen Austausch, Diskurs
und Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern an.
Ansatz und Methode
Ansatz und Methode der Durchführung ist die Gliederung in zeitlich und örtlich
getrennte Plattformen in den teilnehmenden Staaten. Zentraler Teil ist das von
der antragstellenden Einrichtung TEXTxtnd/Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem österreichischen
Mit-Organisator ZOON/Wien entwickelte Musiktheater "Adorno". Von
Frankfurt - dem Haupt-Wirkungsort von Adorno - zu Wien gibt es einen direkten
Bezug, Adorno hat in Wien bei Alban Berg Komposition studiert.
Das Musiktheater "Adorno" wird in Frankfurt/Main und Wien, sowie
auch in den beiden weiteren durch Mit-Organisatoren vertretenen Ländern
Portugal und Schweden und bei dem Partner-Festival in Polen zur Aufführung
gebracht. Dadurch wird die Kooperation und zunehmende Vernetzung europäischer
Künstler gefördert.
Die Mit-Organisatoren in Portugal und Schweden erarbeiten jeweils eine eigene
Ebene innerhalb des Projektes "Adorno", wodurch an jedem Ort der
Aufführung des Musiktheaters durch die Interaktion mit diesen weiteren Ebenen
neue Aspekte hinzukommen.
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Proben-Mitschnitt