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DIE ENTSCHEIDUNG / 2021

Lebenshilfe DÜW:
Mit dem Film "Die Entscheidung" ergriff Wolfgang Sautermeister die Gelegenheit, sein lange geplantes Performance-Projekt einer Westernoper corona-konform umzusetzen. Am Samstagabend war das Publikum im Speisesaal der Bad Dürkheimer Lebenshilfe von dem gelungenen Experiment begeistert.
Als Leiter der Malwerkstatt liegt dem Perfomance Künstler Sautermeister besonders die Arbeit mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung am Herzen. Als sich das Perfomance-Stück wegen der Pandemie-Beschränkungen nicht mehr als Bühnenproduktion umsetzen ließ, entschied er sich es als Film zu realisieren.  Als Set stand dem Team das Eintanzhaus in Mannheim nur für eine Woche zur Verfügung. Die Dreharbeiten gestalteten sich schwierig, da immer nur zwei oder drei einzelne Szenen geprobt werden konnten. Die Arbeit war für das Ensemble eine anspruchsvolle Herausforderung, die von allen unter der Regie von Sautermeister in einem überzeugenden schwarz-weiß Film umgesetzt wurde, der das Publikum achtzig Minuten lang fesselte.
Schon die Eingangsszene erinnerte an berühmte Westernklassiker: In Nebebelschwaden gehüllt schritten sieben Darsteller in Zeitlupe auf die Zuschauer zu. Oliver Augst, Sänger und musikalischer Leiter, hatte für den Anfang das Gedicht The Full-Orbed Moon (der Vollmond)des amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau (1817-1862) gewählt, der in seinem Werk "Walden" vor allem die Rückkehr zur Natur beschreibt.
Zu Beginn des Films wirken einzelne Szenen besonders eindruckvoll: Ein Cowboy zieht einen Sarg hinter sich her, zwei Frauen in Westernkleidern vertreiben sich bei einem "Himmel und Hölle" Hüfspiel die Zeit, dabei werfen sie einen Knochen anstelle eines Steins, der Sheriff sagt immer wieder seinen Namen. Begleitet wird die Eingangssequenz  vom "Rider Song", basierend auf dem gleichnamigen Titel des Australiers Nick Cave.  Ricarda Walter übernimmt im Anschluss den Part einer Geigenspielerin und intoniert die Folk-Ballade "Henry Lee", ein Liebesdrama, das von Michael Black gefühlvoll vorgetragen wird.  Ähnlich dramatisch ist auch der darauf folgende Nick-Lowe-Song "The Beast In Me". Es folgt eine Szene auf der Farm von Pat Holiday, wo im Fluss Gold gefunden wird. Die melodramatische Ballade "Where The Wild Roses Grow", die Michael Runkel und Tina Stottko vortragen, stammt ebenfalls aus der Feder von Nick Cave. Durch die geschickte Dramaturgie des Films rücken immer wieder einzelne Mitglieder des Ensembles in den Mittelpunkt, werden in Großaufnahme gezeigt, verdeutlichen durch Emotionen das Geschehen ohne eine ablenkende Kulisse. So auch bei dem Titel "I've Seen It All", der von der isländischen Sängerin Björk für den Film "Dancer in the Dark" aufgenommen wurde: Michael Black hört von dem Goldfund und will das Dorf überzeugen kein Gold zu schürfen, weil dabei auch Männer ihren besten Freund ermorden.
Im weiteren Verlauf fällt jedoch die Entscheidung für das Goldschürfen und das Pubikum erfährt von einer Erzählerin wie Hope Town von einer Minengesellschaft übernommen und der Ort nach und nach verlassen wird. Dabei entwickelt sich eine Schießerei, bei der alle sterben. Ein ganz in weiß gekleideter Mann (Oliver Augst) taucht auf und singt "Smoke" nach Texten von Henry David Thoreau, die vom irregeleiteten Ikarus erzählen. Das Land bleibt verwüstet zurück. Oliver Augstsingt dazu das düstere "Cold Cold Ground" von Tom Waits.
Die Performance spricht von Anfang an das individuelle Erleben des Einzelnen an, verzichtet auf billige Effekte, regt zum Nachdenken an. Die Umsetzung als Film hat sich als Glücksgriff erwiesen. Zum Schluss stellt Sautermeister jeden Einzelnen, der an dieser erfolgreichen Produktion beteiligt war, dem Publikum vor. (dox)



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