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HUGO BALL LIEDER / 2022

Hugo Ball war es ein Anliegen, die Kongruenz seiner Persönlichkeit zu betonen. Doch wie soll man sich einen dadaistischen Katholiken, einen katholischen Anarchisten oder einen anarchistischen Dadaisten vorstellen?

Als Dadaist führte Hugo Ball mit fast schon religiösem Eifer Lautgedichte auf, Gedichte ohne Worte, und zerstörte damit die Semantik, also den Sinn der Sprache. Warum? Nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen irrsinnigen Schrecken und unzähligen Toten konnte er mit einer verschmutzten, von der Kriegspropaganda missbrauchten Sprache keine Gedichte mehr schreiben. So blieb ihm nur die Zerstörung des Sprachsinns.

Dem „komischen Heiligen“, wie Hugo Ball auch genannt wurde, kommt gerade in der heutigen Krisenzeit eine neue Aktualität zu.
Neben den uns betreffenden Sorgen um die Pandemie sind immer noch und wieder Millionen von Menschen auf der Flucht, aus der Ukraine, Syrien, dem Irak, Afghanistan, von den vergessenen Flüchtlingslagern wie etwa im Sudan oder Kongo ganz zu schweigen. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs kämpfte der Dadaist, Anarchist und Katholik Ball - selbst Flüchtling aus Deutschland - unermüdlich für eine „moralische Revolution“. Eine solche täte in der gegenwärtigen Lage auch heute wieder Not. Augst/Carl/Fischer wollen mit den Hugo Ball Liedern gerade auch in diesem Sinn zu einem Denkanstoß anregen.

Arbeitsweise:
- Vom Klang der Wörter, vom offenen Charakter der Texte Balls ausgehend, mit beweglichen und wendigen kompositorischen Gestaltungsverfahren ansetzen, als gelenkte Improvisation. Dann den Charakter und Formverlauf eines Gesangs/Lied-Fragments grob festlegen, im einzelnen durch Spontaneität und Entscheidungsfreiheit überprüfen und variieren, präzisieren.
- Die musikalische Umsetzung soll das Launische, Sprunghafte, Lautmalerische und Geheimnisvolle der Texte in Form von kleinen liedhaften Gebilden aufgreifen.
Material: die dadaistischen Lautgedichte, Tagebuchnotizen, kleine poetische Einschübe, die nicht auf Rundheit, Ausgewogenheit und schon gar nicht auf Wohlklang abzielen, in denen es um das Denken, die Sorge, die Sprache des Philosophen, des Menschen Hugo Ball, seines Filterns von Kunst, Gesellschaft, Religion, die großen Fragen seiner Zeit geht.

Ein Nachsinnen in Tönen.

 

Oliver Augst (Paris, Frankfurt, Ludwigshafen)
Musik-, Hörspiel- und Bühnenproduktionen, sehr variable Ensembles und Kooperationen, internationale Konzerttätigkeit.
‚Frankfurts zentraler Künstler im experimentellen Grenzbereich von Musik, Hörspiel, Literatur und Theater.‘  (M. Pees Mousonturm).
‚He is a musician that is crossing real boundaries. If you haven’t heard of him, it’s because he’s crossed a boundary that matters.‘
(Downtown NYC)

Rüdiger Carl ( Frankfurt)
spielt Klarinette und Akkordeon. Der Free Jazz Künstler pflegt langjährige musikalische Partnerschaften, unter anderem mit Irène Schweizer, Hans Reichel, Sven-Åke Johansson und Oliver Augst. Carl ist Begründer des Quintetts COWWS, sowie des Canvas Trios mit Carlos Zingaro und Joëlle Léandre. Dem Globe Unity Orchestra gehörte Rüdiger Carl von 1973 bis 1976 an. In Frankfurt a.M. gründete er 1993 das Forum Improvisierender Musiker (FIM). 2014 erschien der biografische Gesprächsband Ab Goldap, in dem Carl über den künstlerischen Einfluss seiner Flucht aus Ostpreussen als Kind und weitere relevante Stationen spricht.

Jörg Fischer (Wiesbaden)
Nach einem Schlagzeugstudium in Mainz bei Janusz Stefanski mit Schwerpunkt Jazz ist Fischer seit 25 Jahren vor allem als Impro- und Freejazz-Drummer aktiv, bezieht dabei auch Anregungen aus Avantpunk und klassischer Neuer Musik. Damit ist ein facettenreiches Feld umrissen, welches er in einigen sehr unterschiedlichen Bands beackert – allen gemeinsam bleibt der Fokus auf die freie Improvisation.

 

Ausführliches Exposé

Hintergrund
Hugo Balls Erfahrung mit dem Schrecken des Ersten Weltkriegs treibt ihn an, eine philosophisch-religiöse Grundlage als Alternative zur ‚barbarischen’ und ‚maschinengläubigen’ Gesellschaft zu finden. Der militarisierten Gesellschaft tritt er mit dem Dadaismus entgegen, wählt den Anarchismus als Alternative zur Herrschaft des Kapitals und findet im Katholizismus eine Grundlage zur moralischen Erneuerung.

Diese Verbindung von Dadaismus, Anarchismus und Katholizismus wollen seine Zeitgenossen nicht nachvollziehen. Seine dadaistischen Freunde halten Balls religiöse Veränderung für einen Abweg und versuchen ihn davon abzubringen, den anarchistischen Mitstreitern ist Balls Katholizismus suspekt und die katholischen Exponenten seiner Zeit reiben sich über den christlichen Querschläger verwundert die Augen.
Diesem Unverständnis gegenüber seiner Biografie wirkt Hugo Ball entgegen, indem er sein Tagebuch ‚Die Flucht aus der Zeit‘ rückwirkend überarbeitet und veröffentlicht, um so eine Stringenz seines Denkens aufzuzeigen. Aber erst die jüngere Ballforschung übernimmt eine solche integrierende Gesamtsicht auf die Person Hugo Ball.

Ansatz
Bei Balls dadaistischer Phase handelt es sich um einen Lebens- und Schaffensabschnitt von kaum einem Jahr. Diesem Umstand will das Konzert von Augst/Carl/Fischer Rechnung tragen, indem sie den Dadaisten-Ball, den Anarchisten-Ball und den Katholiken-Ball in einem Liederzyklus zusammenfügt. Der Ball springt von Ball zu Ball, als Ergebnis entsteht eine Sichtweise auf Balls Biografie, die den Dadaisten, den Anarchisten und den Katholiken zu einem neuen Ganzen verschmilzt.

Texte und aktueller Bezug zur "Zeitkrankheit"

Vertont werden Gedichte, Zitate, Paraphrasen, Verdichtungen, Zuordnungen, Listen von Namen und Stichworten.
Um Hugo Balls Haltung als Dadaist, Anarchist und Katholik gegenüber der entfesselten Kriegsrethorik seiner Zeit verstehen zu lernen, lohnt sich ein Blick auf sein weitläufiges Beziehungsnetz zu Künstlern, Literaten, Verlegern, Philosophen, Journalisten, Geistlichen, Freunden, Verwandten und Nachbarn. In Tagebuchnotizen, Briefen, Artikeln, politischen Schriften, aber auch in biografischer Literatur seiner Ehefrau Emmy Hennings und in Beiträgen Hermann Hesses kommt ein Hugo Ball zum Ausdruck, der in unermüdlichem Austausch mit Zeitgenossen nach Antworten auf die grossen Fragen seiner Zeit sucht und zur Heilung der ‚Zeitkrankheit’ beizutragen versucht. Dieses Beziehungsnetz und die darin eingelagerten Diskurse, Gedanken, Freuden und Enttäuschungen verdichten sich im Liederzyklus über Hugo Ball, welche sich zusammen mit den literarischen Fundstücken zu einer ‚Flucht zum Grunde’ einer komplexen Persönlichkeit aufmachen.

Eine textliche Verdichtung fokussiert beispielsweise Balls anfängliche Begeisterung für Marinettis Futurismus und dessen Deutung des Krieges als futuristisches Gesamtkunstwerk, aber auch seine baldige Abwendung von der ‚Maschinengläubigkeit’ und Schöpfung einer dadaistischen Dichtung gegen den Krieg nach der Erfahrung des Todes mit dem an den Folgen des Kriegsdienstes verstorbenen engen Dichterfreundes Hans Leybold.
Weitere Verdichtungen sind zu neuralgischen Themen und Stationen im Leben von Hugo Ball vorgesehen, wie beispielsweise zur Anarchie, die er wie sein Freund Wassily Kandinsky als ein Handeln aus innerer Notwendigkeit versteht oder auch zu Balls patristisch geprägter Rekonversion zum Glauben.

Musik
„Alles muss haargenau in eine tosende Ordnung gebracht werden.“
(Antonin Artaud)

Die Vertonung geht vom Klang Balls Wörter und vom offenen Charakter seiner Texte aus, und setzt mit beweglichen und wendigen kompositorischen Gestaltungsverfahren an.
Der Charakter und Formverlauf eines Gesangs/Liedfragments wird grob festgelegt. Diese Vorgabe wird mit Hilfe der gelenkten Improvisation spontan überprüft, variiert und präzisiert.

Die musikalische Umsetzung greift das Launische, Sprunghafte, Lautmalerische und Geheimnisvolle von Balls Texten auf.
Gesungen, gesprochen und vorgetragen wird sachlich, lakonisch und mit zurückhaltender Anspannung. Die Art des Vortragens soll auf Drama, Pathos, humorvolle Übersteigerung und Wertung verzichten. Angestrebt wird eine klare Diktion und eine deutliche Ausformulierung. Nur selten sollen Grenzbereiche des Singens, des Flüsterns und des Schreiens gestreift werden, um ggf. einer Passage Nachdruck zu verleihen.
Die kleinen Formen bestehen aus liedhaften Vertonungen. Es handelt sich um kleine Gebilde unter Verwendung der eigenartigen sturschönen Strukturen der dadaistischen Texte und Lautgedichte sowie um poetische Notizen, die nicht auf Rundheit, Ausgewogenheit und schon gar nicht auf Wohlklang abzielen, in denen es um das Denken, die Sorge, die Sprache des Philosophen, des Menschen Hugo Ball, seines Filterns von Kunst, Gesellschaft, Religion, die Fragen seiner Zeit geht.
Bei der grossen Form handelt es sich um einen „Liederzyklus“ mit zusätzlich gesprochenen Texten zwischen den Liedern und Gesangsfragmenten. Die Elemente der grossen Form sind ineinander verzahnt, verwoben oder parallelisiert.  

 

Textbeispiele  

Wer schlägt hier an die Tore
1920 (nach P. Damianus)
Wer schlägt hier an die Tore
Wer bricht den Traum der Nacht?
Wer heisst mich eilends öffnen?
Wer schmeichelt mir so sacht?
Wer nennt mich phantastisch Schöne
Jungfrau und Schwester mein,
Geliebte und Leuchtende, Süße,
Saphir und Edelgestein?

Ich bin des Höchsten Gesandter
Im ersten, jüngsten Gewand.
Ich bin ein Fürst aus den Sternen.
Das Wort bin ich genannt.
Vom Himmel stieg ich ins Dunkel.
Ich habe die Seelen befreit.
Den Tod hab ich durchschritten
Und meine Zeit.


Lied für ein gefangen Kind
1913/14

Es lässt mir keine Ruhe,
Dass du gegangen bist,
Dass du in diesem Hause
Mein Kind gefangen bist.

Sie geben dir schlechtes Essen
Und quälen dich aufs Blut,
Du aber lächelst mit allen
Du bist so gut.

Die rote Korallenkette,
Die dir ein Fremder gab,
Nehmen sie dir gewisslich
Noch heute ab.

Und geben dir Strümpfe rauh.
Dein gläsern-bunter Sommer
Zerbricht im Quaderbau.

Sie fragen nach deinem Namen
Und geben dir graues Kleid.
Sie halten noch dichteres Gitter
Für deine Zelle bereit.

Sag nicht, woher du gekommen,
Sag nicht, wohin du gehst
Und dass du wie eine Wunde
In meinem Herzen stehst.


Das Schläferlied
1914/16

Die Wandertrommel ruft
Uns zu entfernten Zielen.
Wir schlafen, wir schlafen
In einer brennenden Mühle
Drei Stunden hinterm Tag.

Der Hahn ist schon erwacht.
Sein Schrei glänzt durch die Nacht.
Er schwingt sich übern Hügel,
Zerschossen hängt sein Flügel
In einen großen Tag.

Kräh, wer da krähen mag.
Wir wollen ihn nicht hören,
wir lassen uns nicht stören.

Der Werbetrommel schlag
Bestürmt die harten Wände.
Wir schlafen, wir schlafen
In unserem Elende
Bis an den jüngsten Tag.

Die Fische recken die Köpfe
In unsere Suppentöpfe.
Es kugeln die Komete,
man bläst die Sturmtrompete
und weinet in den Wind.

Es kann uns nicht bewegen,
auch nur ein Glied zu regen,
weil wir so müde sind...


Ich liebte nicht
1915

Ich liebte nicht die Totenkopfhusaren

Und nicht die Mörser mit den Mädchennamen
Und als am End die großen Tage kamen,
Da bin ich unauffällig weggefahren.

Gott sei's geklagt und ihnen, meine Damen:
Gleich Absalom blieb ich an langen Haaren,
Dieweil sie schluchzten über Totenbahren
Im Wehbaum hängen aller ihrer Dramen.

Sie werden auch in diesen Versen finden
Manch Marterspiel und stürzend Abenteuer.
Man stirbt nicht nur durch Minen und durch Flinten.

Man wird nicht von Granaten nur zerrissen.
In meine Nächte drangen Ungeheuer,
Die mich die Hölle wohl empfinden ließen.


Der Literat
1916?

Ich bin der große Gaukler Vauvert.
In hundert Flammen lauf ich einher.
Ich knie vor den Altären aus Sand,
Violette Sterne trägt mein Gewand.
Aus meinem Mund geht die Zeit hervor,
Die Menschen umfaß ich mit Auge und Ohr.

Ich bin aus dem Abgrund der falsche Prophet,
Der hinter den Rädern der Sonne steht.
Aus dem Meere, beschworen von dunkler Trompete,
Flieg ich im Dunste der Lügengebete.
Das Tympanum schlag ich mit großem Schall.
Ich hüte die Leichen im Wasserfall.

Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer,
Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer.
Hysteria clemens hab ich besungen
In jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen.
Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat
Streu ich der Worte verfängliche Saat.


Totentanz 1916
Melodie: So leben wir?
Musik: nach dem Dessauer Marsch, https://www.youtube.com/watch?v=zpywpaSulb4

So sterben wir, so sterben wir,
Wir sterben alle Tage,
Weil es so gemütlich sich sterben läßt.
Morgens noch in Schlaf und Traum
Mittags schon dahin.
Abends schon zu unterst im Grabe drin.

Die Schlacht ist unser Freudenhaus.
Von Blut ist unsere Sonne.
Tod ist unser Zeichen und Losungswort.
Kind und Weib verlassen wir –
Was gehen sie uns an?
Wenn man sich auf uns nur
Verlassen kann.

So morden wir, so morden wir.
Wir morden alle Tage
Unsre Kameraden im Totentanz.
Bruder reck dich auf vor mir,
Bruder, deine Brust!
Bruder, der du fallen und sterben mußt.

Wir murren nicht, wir knurren nicht.
Wir schweigen alle Tage,
Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.
Hart ist unsere Lagerstatt
Trocken unser Brot.
Blutig und besudelt der liebe Gott.

 

 
Mit deinen Toten
1918 (aus Flucht s 218)

Mit deinen Toten
Wie soll ich gehen?
Vor deinen Lebenden
Wie bestehen?
In diesen Grüften
Wie muss ich rufen?
Ach, nur dein Echo
Trifft deine Stufen.

In das Entsetzliche
Bin ich verschlungen.
Du der verletzliche
Hast mich bezwungen.
Odem,
der in die Verwesung bläst,
bist du der Brodem
der glühen lässt?

...


1921 (aus Flucht)
Als das Leben uns verdorben,
sind wir völlig abgestorben.
Ich habe mir an der Zeit die Zähne ausgebissen
Und mir infolge davon auch den Magen verdorben.

Schwarze Madonna, du bist ganz schön.
So sah ich dich auf dem Sockel stehn.
Du bist ganz schön, ganz süß und ganz lind.
Eine goldene Krone trägt dein Kind.

Meine Mutter der Tod,
mein Vater das Licht.
Meine Speise das Brot,
mein Grab ein Gedicht.


Wolken
1916

elomen elomen lefitalominal
wolminuscaio
baumbala bunga
acycam glastula feirofim flinsi

elominuscula pluplubasch
rallalalaio
endremin saxassa flumen flobollala
feilobasch falljada follidi
flumbasch

cerobadadrada
gragluda gligloda glodasch
gluglamen gloglada gleroda glandridi

elomen elomen lefitalominai
wolminuscaio
baumbala bunga
acycam glastala feirofim blisti
elominuscula pluplusch
rallabataio


Gadji beri bimba
1916

gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji berl bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang bang affalo purzamai affalo purzamal lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung


Seepferdchen und Flugfische
1916

tressli bessli nebogen leila
flusch kata
ballubasch
zack hitti zopp

zack hitti zopp
hitti betzli betzli
prusch kata
ballubasch
fasch kitti bimm

zitti kitillabi billabi billabi
zikko di zakkobam
fisch kitti bisch

bumbalo bumbalo bumbalo bambo
zitti kitillabi
zack hitti zopp

treßli beßli nebogen grügü
blaulala violabimini bisch
violabimini bimini bimini
fusch kata
ballubasch
zick hiti zopp

 

Memento
1924

Wo sind sie jetzt mit ihren Epauletten
Die Feld marschälle und von den Korvetten
Die Kapitäne mit den goldenen Tressen?
Wo sind sie jetzt, die prunkenden Maitressen?

Wo bleiben sie , die wogenden Musiken?
Doktores und gazetten und Fabriken?
Wo sind sie nun, die grimmen Rezensenten?
Die zahrten Dandys mit den Priseterhänden?

Wer liest noch in den köstlichen Brevieren
Von dieser Zeit und ihren Aventüren?
Wer weiss noch von den magischen Phiolen,
drin unser Herzblut glühte über Kohlen?

Wie heissen sie, die sich die Zeit verkürzten,
Indem sie unsere Aschenurnen stürzten?
Verschollen und vergessen sind die Namen
Der hohen Herren  und der edlen Damen.

Ein dünner Flugsand decket ihr gebein.
Mit Wanderhügeln treibt ihr Leichenstein.
In blaue meere rollten von den Dünen
Die Häupter der Zäsaren und Braminen.

 

Die Berge meiner Schwermut
(aus gesammelte Gedichte)

Die Berge meiner Schwermut wollen wandern
Aus dieser nacht in einen fernen Tag.
Von einem Gipfel rauschet nun zum andern
Im Traum verschluchzt, was mir am Herzen lag.

Geheimnisvolles Schreiten hat begonnen,
indes die Schläfer schlug ein irrer Stern.
Mein Morgen will erwachen und sich sonnen
Im Lande der Lebendigen des Herrn.

Schon fühlt die Höhe sich ins Licht getragen.
Schon stürmet Vogelsang, der weh entschlief.
Gelobt sei, der aus Finsternissen
Die Flüge meiner Sehnsucht zu sich rief.

Die Schweizer
1916
Sie sitzen auf ihren Steißen wohl bei der Nacht,
wenn die Hose kracht, wenn die Hose kracht...

 

Die Welt ist sehr lustig
1916

Guten Tag, Herr Schmidt!
Guten Tag, Herr Schmidt!
Guten Tag, Herr Spannagel,
Guten Tag Herr Meyer!
Schön Wetter heute!
Das Grammophon spielt und die Sonne scheint.
Deutscher Seesiech beim Skagerrak,
Skagerrak-rak-rak,
Skagerrak-rak-rak,
bis an den hellen Tag-tag-tag.


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