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BEST OF / CD / 2015

Augst & Daemgen
Best Of CD
(Kuckuck Schallplatten 11111-2)

Oliver Augst hat sich eine Sonderstellung innerhalb der Interpretenszene von Kunstliedern erarbeitet. Sowohl die Auswahl des Materials als auch die Art und Weise der Ausführung ist extrem individuell und entzieht sich konsequent einer Kanonisierung. Letztere nimmt Augst nun selber vor, gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Marcel Daemgen. Best of verweist im Booklettext augenzwinkernd auf die Misskonstruktion einer Greatest Hits Zusammenstellung im Falle von Avantgardemusiken und präsentiert folgerichtig eigene Lieblingslieder, einige Remixes und ein bisher nur auf Konzerten zum Besten gegebenes Lied (Solidaritätslied). Die aus den gesamten 15 Schaffensjahren zehrende CD führt noch einmal eindrücklich die Bandbreite des Duos Augst & Daemgen vor Augen. Sie reicht von knorrigen politischen Songs über schwülstige Filmmusiken, rhythmisch aufgewiegelte Schlager und nachdenkliche, balladeske Nummern. Der nicht-vokale Sound ist stets mehr als Illustration: von elektroakustischen Intermezzi bis hin zu polternden Beatstaffetten ist auch hier ein immenser Aktionsradius gegeben. Augst & Daemgen setzen sich hier ein wohlverdientes Denkmal. aufabwegen – magazin zipo

 

Best of Augst & Daemgen                                                                                      
Kuckuck-Schallplatten, 2015 - 14 Lieder, 51 Min.
Arbeit steht am Anfang. Im wörtlichen Sinn wie auch im übertragenen, insoweit sich die gleichnamige Künstlergruppe mit einer ganzen Spanne deutschen Liedguts aus mehreren Jahrhunderten auseinandersetzte. Brecht-Lieder, von Hanns Eisler vertont, standen am Anfang, allen Agitprop-Getöses, soweit bei diesen Klassikern vorhanden, entkleidet. Goebbels/Harth dabei nicht nur im Ohr, sondern auch beteiligt. Allerlei Volkslieder "An den deutschen Mond" waren das nächste Betätigungsfeld. Speziell das sog. Arbeiterlied versammelte das Album mit dem überwölbenden Titel "Marx". "Jugend" besah sich das romantische Kunstlied des 19. Jhdts. Mit "Arbeit Fassbinder Raben" beschritten die Musiker das Terrain der BRD, wobei mit "In 10 Sekuden ist alles vorbei" in Sachen des ebenso vernachlässigten wie genialen  Filmkomponisten Peer Raben noch einmal nachgelegt wurde. Freilich nicht mehr unter dem Projektnamen Arbeit firmierend, sondern in neuem, allerdings ebenso reduzierten Klanggewand von Oliver Augst & Marcel Daemgen verantwortet. "Dein Lied" rückte dann der Gegenwart auf den Pelz, eingespielt mit dem Schlagzeuger Sven-Åke Johansson. Genug Material also, nicht unbedingt "Fülle des Wohllauts" allerdings, denn die Lieder, durchweg zu geräuschhafter Kenntlichkeit gebracht, verlangten auch HörerIn ab, wovon der Name sprach: Arbeit. Nun also, nach 15 Jahren, ein Best of? Wie kann das funktionieren, bei dieser Fülle von Liedern in deutscher Sprache, mal schlicht, mal pathetisch, mal ganz bei sich und mal auf grösste Wirkung zielend (um die auch dargestellten Wolkenkuckucksheimaten des Schlagers mal ausser acht zu lassen, in dem Teile der dt. Seele ja auch zu sich finden)? Auch dieser Frage geht der Text im booklet von Bastian Zimmermann nach, der dazu Einiges an Listenweisheiten offeriert.
Das Best of Augst & Daemgen, der Rückblick auf die Liederalben der Gruppe Arbeit, geht das Ganze noch einmal neu an, nämlich über weiteste Strecken als Remix (Zwei Lieder sind unverändert, eines wurde bisher nur auf Konzerten gespielt). Eine berückende Idee. Es gilt nicht, es sich einfach zu machen. Marcel Daemgen, dem das ursprüngliche Klanggewand zu verdanken war, überliess Oliver Augst das Material, und der sah seine Aufgabe zuerst einmal darin, Tonspuren rauszunehmen. Ausgangspunkt für die neuen Fassungen war jedesmal die Stimme, die dann bedarfsweise neu eingekleidet wurde. Der ohnehin schon geringe "Bombast"-Anteil der Musik wurde als weiter zurückgefahren, der Klang aufs Nötigste, jedoch schon Intensivierende, zurückgefahren. Was so entstanden ist, war zuvor schon ziemlich einzigartig. Auch wenn der eine oder andere Song möglicherweise für andere Genres elektronischer Musik anschlussfähig wäre, so trifft das auf das Gesamtwerk des Duos (ehedem Trio) sicher nicht zu. 
Deutsche Lieder in den Versionen von Oliver Augst und Marcel Daemgen: Das ist schon mal eine enorme zeitliche Spanne vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ebenso enorm ist der Spagat der Inhalte bzw. Befindlichkeiten: Vom oft genug totgesagten Volkslied über literarische Vertonungen, dem politischen Gebrauchslied hin zu Chanson und Schlager, alles vermutlich streng subjektiv ausgewählt, ist Vieles vertreten. So selbstverständlich all das einmal in seiner quasi „natürlichen“ Umgebung geklungen mag: Als Chor, mit Klavierbegleitung, mit Band oder Kapelle und damit unter Umständen akustisch aus unterschiedlichen Gründen kaum noch vermittelbar, so selbstverständlich setzen hier die beiden Protagonisten ihr Besteck an. Akustisch eher distanziert einander angeglichen, nämlich in der Einkleidung mit spärlichen Elektrosounds, wird hier trotzdem nicht nivelliert. Auch kein Text geht verschütt, wenn Augst & Daemgen ihre Fundstücke präsentieren mit klaren Konturen, die allfällige Spuren von Vernutzung nicht verhehlen. Die Spannung bleibt spürbar, die sich zwischen dem Lied in seiner alten Existenzform und seiner gegenwärtigen Umsetzung aufbaut und überhaupt damit den Funken zündet, der so ein Projekt wohl erst ins Laufen bringt. Bei einigen dieser neuen Versionen war der Funke besonders heftig. Aus ihnen, noch einmal kritisch erneuert, formt sich dieses Best of Augst & Daemgen.  
Anspieltipps: Die internationale, Lili Marleen, Maria durch ein Dornwald…, Die Moorsoldaten, Die grossen weissen Vögel, Über den Selbstmord
Hans Plesch für ZORES auf Radio Z, 7.7.2015

                                   

"Best of Augst & Daemgen
Was kann entstehen, wenn Lieder aus dem 16. Jahrhundert auf einen Synthesizer treffen, wenn das 1933 von KZ-Häftlingen geschaffene Lied Die Moorsoldaten ein billiger Drumcomputer begleitet oder wenn Der heimliche Aufmarsch, einst vertont von Hanns Eisler und geschrieben von Erich Weinert und Ernst Busch, untermalt wird von Popbeats und Samples von O-Tönen aus DDR-Zeiten? Die Frage wäre schlicht zu beantworten mit dem CD Titel: ein Best of Augst & Daemgen. Dieses «Best of» also ist eine Art Dialog der Geschichte. Hier die Lieder, immer erkennbar durch Melodie und Text. Da der Einsatz von allerhand Elektronik, wo analoge Quellen mit viel Patina, aber wenig Pathos überwiegen.
Augst und Daemgen nahmen ihr ersten Album Brecht/Eisler 1998 auf. Danach kamen unter anderem An den deutschen Mond (2001), Marx (2004), Jugend (2007) und Arbeit Fassbinder Raben (2010). Für dieses «Best of» machten sie nun Remixes. Irgendwo zwischen Christoph Marthalers wunderbaren Abgesangstheatern wie Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab! und den «Genialen Dilettanten» gelingt den beiden Wahl-Berlinern ein durchdachtes Sittenporträt gesamtdeutscher Geschichte.
Schön melancholisch singt – diesmal begleitet von einem Cello – Alexandra Maxeiner Ich stand auf einem Berge, das Volkslied aus dem 16. Jahrhundert. Witzig ist die Unterlegung des Goethe'schen Erlkönig mit einem getriebenen Techno-Beat. «Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?» Diesmal ist es nicht der Vater mit seinem Kind. In den Sinn kommt eher der verlorene Berliner Nachtflaneur, vielleicht gerade auf dem Weg in den Techno-Tempel Berghain.
Viele Charakterisierungen hat die Musik von Augst & Daemgen schon erfahren: «Reflektiert postnazistische Romantik-, Schlager- und Popkritik», stand in der Zeitschrift konkret, Die Welt schrieb, dass das Duo auf einem «schmalen Grat» wandele zwischen «Kunst und Kitsch im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Pop, Hochkultur und Underground». Das mag schon alles irgendwo stimmen, ist aber auch etwas hoch gegriffen. Augst und Daemgen sind einfach gute Musiker, die zwar politische Ambitionen haben, aber offenbar auch schlicht Freude an den alten Liedern. Vor allem aber kommt ihrem «Best of» zugute, dass das Duett Ideen und Fantasie hat. Kommt noch eine Portion Stilsicherheit dazu, kann kaum noch etwas schiefgehen. Etwas gewöhnungsbedürftig bleibt die sehr nahe Mikrofonierung des Gesangs und dessen etwas übertriebene Verhallung. Etwas mehr (trockene) Nüch­ternheit wäre da angemessener gewesen."

Torsten Möller Neue Zeitschrift für Musik 04/2015, Seite 74

 

Booklettext von Bastian Zimmermann
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